Ein „utopisches“ wenngleich auch höchst interessantes Wochenthema in der Zeitung Freitag, zum Thema Krise.
Drei Autoren beschreiben mögliche, sich aus der Krise heraus entwickelnde neue Gesellschaftssysteme.
Szenario 1 von Hans Thie sieht eine drei nötige Entwicklungsstationen, um zum Ziel, einer bunt bevölkerten Station zu gelangen, in der Wissenschaft, Kultur und Kunst zu Hause sind; alles frei und kostenlos ist und global Anerkenntnis als Leitmotiv herrscht. „Vor allem die Menschen sind in ihrem Wesen weicher. Weniger Hochmut und Demutsgesten. Kaum noch Verachtung und blinder Zorn.“
Szenario 2 von Niels Boeing prognostiziert das langsame Ende der Überkommunikation und der Entwicklung eines sozialen Internets. Online-Communities, die ihr Know-How auf lokale Initiativen übertragen. Jedoch bewirkt der Zusammenbruch der Volkswirtschaft und des Finanzsektors auch den der Telekommunikationsfirmen. Es entstehen wackelige Freifunknetze, Menschen schließen ihre Computer zusammen, vergleichbar den überladenen Stromleitungen nach dem Millenium in Georgien. Der Zusammenbruch ist ein Nährboden für lokale Produktion und lokale Demokratie.
Szenario 3
von Ulrike Baureithel meint, daß der Verlauf der Kernschmelze des Systems nur wenige voraussagen zu wagen. Was aber passiert wirklich, wenn es keine Arbeit mehr gibt, die Zahlungen ins Stocken geraten. Die Leute müssen essen, also organisieren sich sich in (Food) Coops. Die Idee des Wirkenswesens stammt von jener der Peer-Group-Kooperation, die vorraussetzt, daß zum einen Eigentum durch Besitz und Nutzung ersetzt wird, und dass zum anderen Menschen willens sind, ihr Wissen einzubringen.
Baureithel schließt mit der soweit zu beurteilen, „realistischeren“ Prognose: Ob aus der Postapokalypse ein Laboratorium des Gemeinsinns und Gemeinwesens entstehen kann, wird entscheidend davon abhängen, ob die von der Krise Freigestellten nicht um das nackte Überleben kämpfen müssen. Not macht erfinderisch aber nicht frei.
Alle drei Szenarien, so scheint es, sind wohl weniger global, als sie glauben, als für die westliche Welt ausgerichtet. Wie aber sieht es aus in den Dritte Welt Ländern, wenn wir schon den Strom mit dem Nachbarn teilen, der ihn wiederum von der einzigen Leitung, die es noch gibt, herleitet?
Auf diese Frage vermag Wirtschafts-Nobel-Preisträger Paul Krugmann eine mögliche Antwort geben. Er spricht „von einer Mutter aller Krisen, von der keiner weiß, wie lange sie andauern wird, außer, wir fänden einen anderen Planeten, auf den wir exportieren könnten.“ Diese unerfreuliche Vorhersage ist leider nicht anderes als eine allzu wahrheitsgetreue Momentaufnahme über die vermutlich letzten, verzweifelten Atemzügen des Kapitalismus.
In Ghana gewinnen fast 500,000 Menschen in aufwendigster Kleinarbeit täglich 13 Kilogramm Gold; große Flächen des Regenwalds werden großzügig gerodet und Abwässer der Minengesellschaften einfach in den Fluss, der Lebensquelle von dortigen Einwohnern, gekippt. So, als gäbe es kein Morgen. Und die Tatsache eines fehlenden außerirdischen Handelspartners verdrängend.
Quellen:
der Freitag, Nr. 13, Wochenthema, 12. März 2009
Ö1 Nachrichten, Bericht/Interview Paul Krugmann, 17. März 2009
Die Presse, Goldrausch in Ghana-auf der Spur der Gier, Sonntag, 12. März 2009
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