Thursday, March 19, 2009

Der Papst und sein Kreuz mit dem Tabu

Während seines Afrikabesuches sprach der Papst sich erneut gegen den Gebrauch von Kondomen aus und einmal mehr die Hartnäckigkeit der Kirche in ihrer vielfach kritisierten Ansicht über (vorehelichen) Geschlechtsverkehr.
Es hagelte den üblichen Sturm von medialen Kritiken. Soundbites von Befürwortern und Gegnern, auch innerhalb der kirchlichen Institutionen. Unter ihnen zum Beispiel die Stimme eines Seelsorgers, für die nicht die Kondome im Zentrum der Diskussion stehen sollten, sondern die von den Medien selektiv präsentierten Meldungen des Pontifex. So lese man den vollen Inhalt und Zusammenhang der gesprochenen Worte seiner Heiligkeit nur in katholischen Publikationen sagte dieser. Denn genau genommen befürwortet der Papst nämlich Enthaltsamkeit und Erziehung als die längerfristig wirksamere Methode.
Ein anderer Seelsorger erzählt wie er durch Gespräche mit Afrikanern aus erster Hand das eigentliche Problem geschildert bekam: über Sex zu sprechen ist in Afrika größtenteils Tabu und es sind vor allem die Männer, mit denen darüber nicht diskutiert werden kann. Ein Kondom ist ein Affront gegenüber ihrer Männlichkeit und deshalb werden sie auch nie eines benutzen. Und ganz nebenbei fiel der Satz, daß in katholischen Medien sehr wohl zu lesen sei, daß die Frauen besser informiert werden müssten.
Dieses Argument ist mit Sicherheit eines der wichtigsten. In einigen Regionen Afrikas gilt es für die Frau nach wie vor als Sünde, vor dem Sex feucht zu werden. Um das zu vermeiden, lassen sich diese die abenteuerlichsten Methoden einfallen. Die Verwendung von Backpulver ist nur ein mildes Beispiel. Viele Frauen erleiden schwerste Verletzungen wenn diese in ihrer Verzweiflung zu Mittel wie Haushaltschemikalien greifen.

Somit läuft wieder einmal alles auf die leidige Aufklärung hinaus. Mit großer Sicherheit ist jedoch nicht zu erwarten, daß der Papst sich selbst ans Lehrerpult stellen wird, um über Bienen und Blumen zu erzählen. Oder über die Verantwortung und den Respekt gegenüber seiner sexuellen Partner. Bei soviel Schamgefühl von beiden Seiten wird die vornehm gepredigte Erziehung wieder nur in schöne Rhetorik versickern. Die Kardinalsfrage lautet aber: und warum ist eine Männersache letztendlich doch Frauensache?

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