Monday, March 16, 2009

Die Kunst in den Blondinenwitzen

Über einen Blondinenwitz kann bald einmal gelacht werden, einen erfinden mag schon schwieriger erscheinen und dessen Sinn können nur die wenigsten erklären.
Die beiden Künstlerinnen Anetta Mona Chisa (Prag) und Lucia Tkácová (Bratislava) haben sich in einer ihrer Arbeiten dem Phänomen und Vorurteil "blond" auf ganz originelle Weise gewidmet.
Ihre Arbeit Haiku zeigt den Versuch, Blondinenwitze sprachlich so zu verwandeln und auf poetische Ebene zu heben, um bösen Zungen an ihren Platz zu verweisen. So haben Chisa und Tkácová eine Anzahl der im Internet zu Massen nachlesbaren Standard-Partyknüller durch einen English-Japanischen Online-Übersetzer laufen lassen und dann die Japanische Übersetzung wieder zurück ins Englische übersetzt.
Vorausgesetzt dem Wissen, daß es in der japanischen Sprache im Vergleich zur englischen oder deutschen keinen Plural gibt, keinen Fall, keine Artikel oder grammatisches Geschlecht, kann das Ergebnis mit einem Wort zusammengefasst werden: Haiku. Dies widerum ist eine traditionelle und hochkomplizierte japanische Dichtungsform, die aus einer bestimmten Anzahl von Silben in einer bestimmen Aneinanderreihung metrischer Phrasen komponiert wird, niedergeschrieben natürlich in traditioneller vertikaler Anordnung. Und somit entstehen profane Drei- oder Zweizeiler (übrigens die festgelegte Länge) wie:

How the blonde which is fridge
You had known
Lipstick of cucumber


Oder

How the blonde of her knees is obtained?
It comes.


Witzexperten könnten diese mühelos auf ihre Originalvorlage zurückführen. Bei Haiku steht nicht das unmittelbare Deuten und Verstehen im Vordergrund sondern die Beobachtung und Reflektion einer Momentaufnahme, die das Haiku oftmals darstellt.
Somit offenbart sich wohl auch der höhere Sinn des Inhalts.
"Übersetzt" man die japanische Bedeutung nun auf jene der Blondinenwitze, kommt nur eines in den Sinn: das Fehlen eines solchen von der ersten bis zur letzten Silbe.

Haiku war als Teil der Einzelausstellung Footnotes to Business, Footnotes to Pleasure
in der Galerie Christine König zu sehen.

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