Friday, March 20, 2009

Billy Wilder

Denkt man an die Filme des legendären Regisseurs Billy Wilder, dann fallen einem zuerst die Szenen aus seinen zahlreichen Komödien ein. Da lächelt einem die reizende Fran Kubelik alias Shirley Maclaine aus dem Fahrstuhl entgegen, sorgen Jack Lemmon und Tony Curtis als Frauen verkleidet in einem Damenorchester für Aufregung oder steht Marilyn Monroe lasziv-kokett direkt über einem U-bahnschacht und lässt ihr weißes Kleid vom einfahrenden Zug in die höhe wirbeln.

Der Regisseur und Drehbuchautor Billy Wilder, geehrt mit sechs und nominiert für zwölf Oscars - und viele weitere Auszeichnungen - war ein Meister im erzählen von Komödien, Dramen und Thriller. Gute Drehbücher und Rollen zu schreiben, die weder das Publikum noch die Schauspieler langweilten, war sein oberstes Gebot. Den Inhalt der Filme würzte er mit seinen Lieblingsingredienzien: ein wenig Sarkasmus und ein Schuss nett gemeinter Boshaftigkeit. Seine Antihelden - liebenswerte Schwindler, Polizisten und Ehemänner auf amourösen Abwegen oder Ehefrauen mit Mordplänen - gerieten stets in ein Netz aus Leidenschaft, Gier und Schwäche. Damit gelang es Wilder, wie scheinbar durch Zufall und ohne erhobenem Zeigefinger, die hochgehaltene Gesellschaftsmoral als äußerst fadenscheinig zu entlarven. „Wenn du leuten die Wahrheit sagst, dann besser auf eine komische Art, sonst bringen sie dich um“, hat man ihn einmal sagen hören.

Geboren wurde Billy Wilder am 22. juni 1906 als Samuel Wilder in Sucha im heutigen polnischen Staatsgebiet der ehemals österreichisch-ungarischen Monarchie. Seine Mutter nannte ihn „Billie“, nach einem Buffallo Bill-Musical am Broadway, das sie in ihren Mädchenjahren in New York gesehen hatte.
Aus Angst vor den Truppen des Zaren, die das Gebiet des heutigen Polen nach dem Attentat auf den Thronfolger der damaligen Monarchie, Franz Ferdinand, besetzten, flüchtete die Familie wilder einige Jahre später nach Wien. Wilder wurde weder Anwalt noch Steuerberater, wie die Eltern es sich erhofft hatten, sondern er wurde Reporter bei der Boulevardzeitung Die Stunde. Besonders stolz erzählte Wilder zu mehreren Gelegenheiten über das nie stattgefundene Interview mit Siegmund Freud. „Durch den Türspalt des Wartezimmers sah ich sein ordinationszimmer mit der Couch – viel kleiner als ich gedacht hatte. Nach ein paar Minuten öffnete sich die Tür vom Speisezimmer, und da stand Freud vor mir, viel kleiner als ich gedacht hatte. „Sind sie der Reporter?“, fragte er „Jawohl, Herr Professor!“ Dort ist die Tür!“.“ erzählte er in Hellmuth Karaseks Biographie Billy Wilder - eine Nahaufnahme.

Seine Bekanntschaft mit US-Jazzmusiker Paul Whiteman führte ihn schließlich nach Berlin. Wilder ließ sich mitreissen von der kreativen Energie, die diese Stadt elektrisierte. Zu einer Zeit, als Marlene Dietrich noch in Bars sang und die Universum-film-ag (ufa) das „Hollywood Europas“ war. Er schlug sich als Reporter durch und knüpfte als Ghostwriter für Stummfilm-Drehbücher seinen ersten Kontakt zur Filmwelt. Für kurze Zeit war er auch „Eintänzer“ reicher Frauen im Hotel Eden. „Es war ein dauernder Kampf. Ich tanzte Foxtrott, sie Polka“, erinnerte er sich an diese Zeit.

Wilder schaffte den Sprung zum Drehbuchautor. Er verfasste das Skript für die
von Freunden produzierte, wunderbare (Stumm-)Filmdokumentation Menschen am Sonntag (1930) und schrieb das Drehbuch für Emil und die Detektive (1931). Einen Tag nach dem Reichstagsbrand 1933 stieg Wilder, seine Wohnung und sein Auto durch eine dunkle Vorahnung schon vorher verkauft, in einen Zug nach Paris. Von dort aus fuhr er weiter nach New York, wo sich sein Bruder William einige Jahre zuvor als Handtaschenfabrikant niedergelassen hatte. Auch William versuchte sich später als Filmemacher in Hollywood, allerdings ohne sich je einen namen zu machen.

Mein Artikel über Billy Wilder ist unter dem Titel Vitality in Life in der aktuellen Märzausgabe im pool_26 nachzulesen.
http://www.pool-mag.net/content1.html?id=613&iid=26

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