Saturday, November 1, 2008

Österreich-Bild. Kaputt.

Österreich-Bild. Kaputt.

Das Österreich-Bild im Ausland sei beschädigt, heißt es. Und das einmal ganz abgesehen von den immer größer werdenden rechten Schlaglöchern in den innerpolitischen Gefilden. Heil scheint hier nur noch sehr wenig in diesem Land, besonders nachdem besagter Tramfahrer seine Gäste aus dem In- und Ausland den Hitler Gruß bot.
Die Wahl Martin Grafs zum dritten Nationalratspräsidenten bedeutet nur eine Steigerung an Entsetzen im Hinblick vergangener Ereignisse. Liest man über jene Regeln geltend in Grafs Olympia Burschenschaft, die in einer offen ausgelebten Homosexualität ein Problem sieht, wirft sich eine brennende Frage auf: Warum die Doppelmoral Haiders nie als Anlass zu einer längst fälligen Debatte genommen wurde.

Nicht die sexuelle Präferenz des verstorbenen BZÖ Chefs per se sollte hier diskutiert werden, sondern die Gründe warum ein Politiker, der nach Außen hin Grundsätze basierend auf Intoleranz und Ausgrenzung vertritt, seine wahre Seite aber im Schrank versteckt. „Nun ja, war es doch ein offenes Geheimnis“, entnimmt man einem Raunen hinter vorgehaltener Hand. Aber es ändert nichts an den Fakten, dass Österreich noch immer mit seinen von der EU verordneten Antidiskriminierungsgesetzen „hadert“. Und noch vielen anderen Alltagsfragen in puncto Mensch: das Recht auf eine Homosexuellen-Eheschließung, soziale Gleichstellung, Erbrecht...
Die Medien brechen ihre Selbstzensur und „outen“ sich nur dann, wenn es um Berichte beim Life-Ball geht. Und diese machen das gestörte Österreich-Bild auch nicht wett.

Außerdem sorgten da noch die schaurig-grotesken Fälle der Natascha Kampusch und des Fritzl bis nach Südafrika für Gesprächsstoff. Der Guardian mutmaßte diesbezüglich was es denn auf sich habe mit dem Verstecken, Begraben und Vertuschen in Österreich. Wer meint, dass auch die übrigen Länder sich so manche Fehltritte nicht verleugnen können, dem sei gesagt, dass die alte Leier vom nicht „Darüberreden“ ganz und gar kein nobler Ansatz ist. Wir wollen uns doch nicht an einem etwa (noch) schlechteren Beispiel messen?

Vielleicht wäre es angesichts dieser Tatsachen und Ereignisse angemessen, unsere Gesetzgeber über dieses „Flimmern am Bildschirm“ zu informieren, die sich dessen so gar nicht bewusst oder gar dran zu stören scheinen. Aber Ihnen wird, trotz alledem, ja immer wieder freundlich die Hand fürs Foto geschüttelt.
Die Ehre, die uns durch Mozarts Talent noch immer gebührt, ist mittlerweile zu seinem eigenen Klischee verkümmert und die von Trapp Familie kennt hierzulande wieder fast keiner. Haben diese die unbefleckte Ehre des Dirndls, auch wenn die volkstümliche Tracht von den Nazis für immer mit brauner Ideologie besudelt wurde, nach ihrer Flucht nach Nordamerika weiterhin verteidigt. Zumindest gelang es ihnen jenes Stück heiler österreichischer Welt, die durchaus ihre guten Seiten hat, für sich zu retten. Kitsch hin oder her.

Bestimmt gibt es viele in diesem Land, die sich sehr wohl Gedanken machen über das unschöne Bild. Und sich schon gar nicht damit identifizieren können. Es wäre durchaus wünschenswert, wenn die Medien verstärkter ihre Pflichten gegenüber dem öffentlichen Interesse wahrnehmen und zum Beispiel zur Debatte über die österreichische Identität anregen.
Es gab eine Volksabstimmung zum EU Beitritt. Warum also auch nicht eine, in der Österreicher über ihr Österreich nachdenken, um der noch in Geburtswehen liegenden Regierung mitzuteilen, wie sich das vom Boden- bis zum Neusiedlersee ansässige Volk auch ganz gerne nach außen hin vertreten sieht.
Das Ergebnis einer solchen wäre ohne Zweifel ebenso spannend wie die Wahl des neuen Präsidenten von Amerika.

No comments: