Ein asiatischer Koch macht Pause: mitten auf dem Gehsteig liest er unbeirrt, wie andere am Frühstückstisch, seine Zeitung; ein Arbeiter in der Subway löffelt bedacht seine Schale Vanilleeis, sinniert über jeden zu sich genommenen Bissen. Buttons nennen sich die kurzen Clips vom New Yorker Künstlerkollektiv Red Bucket Films bestehend aus Josh und Benny Safdie und deren Highschool-Freund Alex Kalman. Nie verlassen sie ohne Pocketkamera das Haus, sind ständig auf der Suche nach dem menschlichen Kern in den kleinen Momenten des Lebens. Ihre dokumentarischen Film-Bites porträtieren das Alltagsleben im Big Apple fern von Licht-Klappe-Action.
In den oft nicht mehr als 10-Sekunden-langen Szenen, zeichnet sich versteckt ein slapstickartiger Buster-Keaton-Humor ab, den die Künstler auch zufällig verehren. Die „Mitwirkenden“ bemerken die Kamera nicht oder schenken ihr nur wenig Beachtung. Ihre Stimmen und die Geräusche des Umfelds bestärken die Authentizität der gezeigten Echtzeit-Kulisse.
Buttons könnten mitunter wie eine wahllose Aneinanderreihung unspannender Strassenszenen wirken: ein alter Mann, der seine Hose bis über den Bauch gezogen hat, lehnt mit gespreizten Füßen an einer Liftfasssäule, eine Lederaktentasche baumelt in seiner Hand.
Wären da nicht dessen treffende Titel wie „An Afternoon Lean“, die, ähnlich den Zwischentiteln eines Stummfilms, in die darauffolgende Handlung einführen - ohne jedoch die Pointe zu verraten. Somit verwandeln sich die Buttons in zeitgenössische Gedichte, die gleichsam den Humor und die Härte der Straße schildern. Offen bleibt, ob und wie die visuellen Gedichte auch außerhalb ihres vertrauten Umfelds ihre poetische Komik bewahren können. Den Buttons aus Berlin oder Montenegro beispielsweise misslingt der Versuch, den ortsspezifischen Humor und Melancholie zu interpretiren und in ihre gewohnte Situationskomik zu übertragen. Es fehlt an dieser bestimmten Art der Leichtigkeit. Gemeint ist damit diese typische New Yorker „Funkyness“: ein Stilmittel, das man dort ganz einfach so auf der Straße findet.
Gezeigt wurden die Buttons bereits im Sommer im Rahmen der Dali und Bunel MoMA-Rooftop Film Screening in New York.
14. November – 23. Dezember 2008
Galerie Christine König, Schleifmühlgasse 1 A, 1040 Wien
www.christinekoeniggalerie.at
www.redbucketfilms.com
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Tuesday, December 9, 2008
Friday, November 7, 2008
Streetart in Paris

Im Rahmen der Fiac hat der Künstler Elion ein interessantes Experiment gewagt, das ihm für die darauf folgenden 48 Stunden auch sichtlich gelungen ist. In einer Nacht- und Nebelaktion, mit zwei Helfern, hat er der sonst sehr alltagsgrauen Strasse vor dem bekannten Picasso Museum ein Make-up in Pink verpasst. Die Überraschung ist vielen Passanten ins Gesicht geschrieben, als sie am nächsten Tag daran vorbei, sogar darüber laufen oder Fahrradfahren. Wer hätte es sich nicht verkneifen können?
Kritische Stimme gegen Vandalismus oder des Graffiti-Kitsches hin oder her: Pink Street hat dem Pariser Alltag einen Moment der Wahrhaftigkeit geschenkt, in dem es die Betrachter aus ihrem Alltag löst und ihnen bewusst vor Augen führt, dass Grau nicht nur zu Pink werden kann über Nacht, sondern eine farbliche Transformation urbaner Plätze durchaus positiv auf diesen rückwirkt.
Der kurze Bruch mit der Routine, der es erlaubt, die Gedanken der Betrachter, welch farblicher Natur auch immer, einzufangen, und ihn in seine eigene Welt zu entführen. Erinnerungen wiederauferstehen zu lassen, wie an jene kindliche Verzückung - gleich nach dem ersten Schneefall im Jahr. Wie sonst hätte man von einem Künstler erwartet, mit dem Klischee des grauen Alltags am Besten zu brechen, die auch vor dem Picasso Museum keine Ausnahme macht.
Unvergessen bleibt in diesem Sinn denn auch die Anekdote, in der Meister Picasso noch heute unwissend beschuldigt wird, zu Gast bei Eileen Gray, die weißen Wände ihres selbst gebauten Hauses ganz ohne deren Aufforderung mit etwas Kunst versehen zu haben. War’s in Wirklichkeit ein anderer Meister, Le Corbusier, der inspiriert von Picasso diesen sehr erfolgreich interpretierte.
Das englische Building Design Magazin entlarvt den Künstler Elion auch als Guerilla Architekt, der vor einigen Jahren schon in London mit seinem Urban-Art-Projekt ARCHAIR sein Unwesen getrieben hat: einige aufeinander gestapelte Betonblöcke, die als Sitze fungierten und durch 15 Meter hohe, sich wölbende, Bambusstangen miteinander verbunden wurden, stellte Elion fünf Archairs in einer Tag und ohne-Nebel-Aktion in verschiedenen bekannten öffentlichen Londoner Schauplätze wie Picadilly Circus, The Royal Exchange, Tate Modern und der renommierten Galerienmeile Cork Street auf.
"Als Architekt sieht man urbane Landschaften gewissermaßen und wohl auch zu Recht als eine Art Spielplatz, den man sich selbst gestalten kann, wie man es will. Stellt man sich dazu noch vor, gefragt zu werden, was würdest du tun, um die Stadt zu einem netteren und freundlicheren Ort zu transformieren - wenn dir alles erlaubt ist? Genau das wollte ich mit Pink Street sagen."
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